Dr. Hans-Heinrich Rhyner

Ayurveda im Megatrend Gesundheit

„HEALTHNESS Die nächste Stufe des Megatrends Gesundheit“ lautet der Titel der umfassenden Forschungsarbeit des Zukunftinstituts Frankfurt. Die Studie fragt: „Woher werden die Menschen in Zukunft ihre Energie bekommen, um nicht dauergestresst und grunderschöpft durchs Leben zu gehen?“ Sie zeigt klar auf, wie in unserer modernen Gesellschaft die Verantwortung für Gesundheit immer näher zum Individuum rückt. Das bewirkt zwar unmittelbar zusätzlichen Streß, ist aber unumgänglich, weil Risiken und Wiederherstellungskosten – soweit diese überhaupt möglich sind - zunehmend nicht mehr finanzierbar sind. Ich meine, daß aus ayurvedischer Sicht niemals ein Weg an der eigenen Gesundheitsverantwortung vorbeigeführt hat und deshalb das zentrale Anliegen der Ayurveda lautet: „Investiere in Deine Gesundheit und nicht in Krankheit.“

Menschen Heute sind auf der Suche nach mehr Lebensenergie, um die gesteigerten Ansprüche erfüllen zu können. Es reicht nicht mehr, nur ein neues Knie oder einen Herzschrittmacher implantiert zu kriegen? Herkömmliche Motivationsgründe – damit sind die physiologischen, sozialen und Sicherheitsbedürfnisse gemeint – widerspiegeln nicht mehr das gewachsene Verständnis für die Komplexität unserer Welt. Der nächste Schritt hin zu Individualbedürfnissen und Selbstverwirklichung entsprechend der Bedürfnishierarchie nach Maslow, die in ihrer dynamischen Interpretation mit der vedischen Bedürfnisevolution (Purushartha) übereinstimmt, ist bereits vollzogen.

Die vedische Bedürfnisevolution der 4 Purushartha

1. Dharma bedeutet Pflichterfüllung und entspricht daher sowohl physiologischen wie sozialen Bedürfnissen

2. Artha ist das Streben nach Sicherheit durch Wohlstand

3. Kama oder Sinnesfreuden und Leidenschaft passen ins Konzept der Individualbedürfnisse

4. Moksha ist nichts anderes als das Streben nach Selbstverwirklichung

Aus ayurvedischer Sicht soweit nichts Neues. Was sich aktuell geändert und sowohl für die Studie des Zukunftsinstitut wie für uns als Ayurveda Fachleute große Bedeutung besitzt, ist der Fakt, daß der moderne Mensch diese Zyklen nicht mehr nur einmal sondern gleich mehrmals durchläuft. Ganz extrem hat sich der Lebenslauf der weiblichen Bevölkerung verändert. Die Frau spaltet ihre Energie zwischen Partnerschaft, Kindern und Karriere auf und Männer müssen sich mehrerer beruflichen und familiären Neustarts unterziehen. Das kostet einen fast irrsinnigen Aufwand an Lebensenergie. Woher soll diese kommen? Wie kein anderes Konzept garantiert das ayurvedische Gesundheitssystem mit seiner auf die individuelle Konstitution angepaßte Life-Design-Matrix nicht nur ein volles Ausschöpfen der eigenen Lebensenergie sondern sorgt auch gleich für deren Erhalt.

Dazu sieht der ayurvedische Gesundheitsansatz folgende Konzepte vor:

1. Die Gesundheitsverantwortung verbleibt beim Individuum und ist der Schlüssel für die individuelle wie auch die kollektive Bedürfnisevolution

2. Die ayurvedische Tagesroutine (Dinacarya) sorgt für eine konstitutionelle work-life-balance

3. Eine auf die Konstitution, Lebensabschnitt und Arbeit angepaßte Ernährung liefert frische Energie und schützt die Stoffwechselprozesse

4. Therapien für Gesunde (Rasayana & Vajikarana) reinigen das psychosomatische System, kompensieren Verschleiß, regenerieren und immunisieren Körper und Psyche

5. Die medizinische Kompetenz von Ayurveda heilt Krankheiten anhaltend und ohne schädlichen Nebenwirkungen

6. Das ayurvedische Bau- und Wohnkonzept (Vastu) bringt den äußeren Raum (Zimmer, Wohnung, Haus, Garten) mit dem inneren Raum (Körper) in Einklang

7. Meditative Praktiken erwecken das Bewußtsein, wirken psychoimmunisierend und schaffen klare Lebensperspektiven

Das Ayurveda Journal, aber auch jede Ayurveda Therapeutin sowie Ayurveda Heilpraktiker und Ärzte sind wichtig Wissensvermittler, welche diese Botschaft noch intensiver nach Außen tragen müssen, denn am Anfang jedes neunen Prozesses oder Aufbruchs steht die Wissensaneignung. Dieses neue Wissen wird insbesondere mittels der digitalen Vernetzung gefördert und führt zu einer breiteren Diskussionsmöglichkeit. Ich frage jede Klientin und jeden Klienten, die mich zum ersten Mal aufsuchen, wie sie denn auf meinen Kontakt gestoßen sind. Etwa 60 % haben mich entweder direkt im Internet gesucht oder sich nach einer Empfehlung über mich im Netz informiert. Diese Kunden kommen gut informiert zu mir. Der ayurvedische Ganzheitsmediziner und Therapeut müssen sich deshalb als Lebensbegleiter in allen Bereichen verstehen, welche die Instrumente ihrer Klienten optimieren und ihnen damit den Zugang zu mehr Lebensenergie überhaupt ermöglichen.

Ein Megatrend ist laut Definition ein lang anhaltender Trend über mindestens 60 Jahre. Im Falle von Ayurveda dauert dieser schon ein paar Tausend Jahre. Damit aber auch die Allgemeinheit mitbekommt, daß die Suche nach mehr Lebensenergie bei Ayurveda endet, müssen wir uns als Ayurveda Community mit aller Kraft und Mitteln einsetzen.